Chemie Fachrichtung, Industriemeister Chemie IHK

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Berufsbild

Industriemeister der Chemie arbeiten in der chemischen, der pharmazeutischen und der Kunststoffindustrie. Als Fachexperte mit Führungsverantwortung koordinieren sie Fertigungsabläufe, wie zum Beispiel von Körperpflegeprodukten oder Waschmitteln.

Frau A. arbeitete nach ihrer Ausbildung erfolgreich als Biologielaborantin. Nach einjähriger Berufspraxis entschied sie sich für die Aufstiegsfortbildung zur Industriemeisterin in der Fachrichtung Chemie. Heute arbeitet sie in einer chemischen Fabrik und ist verantwortlich für die Bitumenherstellung und -veredelung.

Dabei zählen das Prüfen, Sichern und Herstellen der chemischen Erzeugnisse, ebenso wie die Organisation der erzeugten Produkte zur Tagesordnung.
Das bedeutet sie sichern den Bestand der Inhaltsstoffe, kümmern sich um den Einkauf, der für den Produktionsablauf notwendig ist. Eventuelle Fehler im Produktionsgeschehen werden berichtigt und Fehlerquellen analysiert.

Ein geprüfter Industriemeister Chemie ist in leitender Position tätig. Zu den kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Aufgaben gehört unter anderem das betriebliche Kostenwesen.
Aufgrund seiner Personalverantwortung erstellt der Industriemeister auch die Einsatzpläne für seine Mitarbeiter. Außerdem sorgt er für die berufliche Weiterentwicklung seiner Mitarbeiter und Auszubildenden und erkennt Schulungspotenzial. Hierbei arbeitet er in enger Kooperation und stetiger Rücksprache mit der Geschäftsleitung zusammen.

Da Ihre Fachrichtung die Chemie ist, haben Industriemeister Chemie ihre leitende Position also in der industriellen Herstellung von verschiedenen Chemikalien inne und sorgen dafür, dass die Herstellung den Kundenanforderungen und gängigen Qualitätsstandards entspricht.

Karriere

Infolge Ihrer fachspezifischen Praxiserfahrung sind die geprüften Industriemeister der Chemie eine begehrte Arbeitskraft auf dem Markt. Viele Unternehmen begrüßen Ihrer Kompetenzen, da diese eine Kombination aus Praxis und Theorie sind, die sich gut in Ihrem Tätigkeitsbereich umsetzen lassen. Sie können ganzheitliche Zusammenhänge verstehen, ins Detail gehen und komplexe Anforderungen übernehmen.

Gleichzeitig haben Sie eine ausgeprägte soziale Kompetenz, die es Ihnen möglich macht, eine leitende Position mit Personalverantwortung einzunehmen. Die Aufstiegsfortbildung zum Industriemeister Chemie ermöglicht die Aussicht auf ein besseres Gehalt und gute Aufstiegschancen.
Das durchschnittliche Gehalt liegt bei 3.600 Euro brutto und ist abhängig von der Position im Unternehmen, dem Bundesland und von den Bonusleistungen, wie zum Beispiel Urlaubsgeld.

Im Vergleich zu anderen Fachrichtungen verdienen Industriemeister Chemie in der Chemiebranche deutlich mehr. Der Abschluss als Industriemeister Chemie bringt parallel eine Hochschulzugangsberechtigung mit sich, die weitere berufliche Perspektiven wie beispielsweise ein Studium ermöglicht. Aber auch einer Weiterbildung zum technischen Betriebswirt oder einer selbständigen Tätigkeit steht nichts mehr Wege.

Aufgaben

Die Aufgaben des Industrie Meisters Chemie werden in der Fortbildung in drei umfassende Bereiche aufgeteilt: Die Fachrichtungsübergreifende Basisqualifikation, die arbeitspädagogische Qualifikation (nach Aevo) und die Handlungsspezifische Qualifikation.

Hier erhalten Sie einen Überblick über die Aufgaben eines Industriemeisters Chemie:

Die Fachrichtungsübergreifende Basisqualifikation (BQ)
(bereichsübergreifende Kompetenzen)

Rechtsbewusstes Handeln:

– Berücksichtigen arbeitsrechtlicher Vorschriften und Bestimmungen, Berücksichtigung des Arbeitsvertragsrechts, des Tarifvertragsrechts und betrieblicher Vereinbarungen
– Berücksichtigen der Vorschriften des Betriebsverfassungsgesetzes, insbesondere der Beteiligungsrechte betriebsverfassungsrechtlicher Organe
– Berücksichtigen rechtlicher Bestimmungen hinsichtlich der Sozialversicherung, der Entgeltfindung sowie der Arbeitsförderung
– Berücksichtigen arbeitsschutz- und arbeitssicherheitsrechtlicher Vorschriften und Bestimmungen in Abstimmung mit betrieblichen und außerbetrieblichen Institutionen
– Berücksichtigen der Vorschriften des Umweltrechts
– Berücksichtigen einschlägiger wirtschaftsrechtlicher Vorschriften und Bestimmungen, insbesondere hinsichtlich der Produktverantwortung, der Produkthaftung sowie des Datenschutzes
Betriebswirtschaftliches Handeln:
– Berücksichtigen der ökonomischen Handlungsprinzipien von Unternehmen
– Berücksichtigen der Grundsätze betrieblicher Aufbau- und Ablauforganisation
– Anwenden von Methoden der Organisationsentwicklung
– Berücksichtigen von Methoden der Entgeltfindung und der kontinuierlichen, betrieblichen Verbesserung
– Unterscheiden von Kostenarten-, Kostenstellen und Kostenträgerrechnung sowie Durchführen 30 von Kalkulationsverfahren

Zusammenarbeit im Betrieb, Weiterentwicklung und Führung:

– Beurteilen und Fördern der beruflichen Entwicklung des Einzelnen
– Beurteilen und Berücksichtigen des Einflusses von Arbeitsorganisation und des Arbeitsplatzes auf das Sozialverhalten
– Beurteilen von Einflüssen der Gruppenstruktur auf das Gruppenverhalten
– Auseinandersetzen mit eigenem und fremdem Führungsverhalten
– Anwenden von Führungsmethoden und -techniken
– Fördern der Kommunikation und Kooperation

Organisation, Kommunikation und Führung:

– Personalführung und -entwicklung
– Betriebliches Kostenwesen
– Verantwortliches Handeln im Betrieb
– Qualitätsmanagement
– Information und Kommunikation

Die Handlungsspezifische Qualifikation (HQ)

Synthesen-Planung:

– Planen von Synthesen
– Beurteilen der Abläufe von elektrochemischen Reaktionen und Mechanismen organischer Reaktionen
– Beurteilen von Möglichkeiten zur Beeinflussung von chemischen
– Beschreiben der Abläufe bei homogener und heterogener Katalyse
– Automatisierung- und Prozessleitechnik:

– Mitwirken an der Auswahl von Steuerungs-, Regelungs- und Prozessleitsystemen
– Sicherstellen der Kommunikation an der Schnittstelle zwischen Verfahrenstechnik und Prozessleittechnik unter Beachtung der Hierarchieebenen des Systems
– Optimieren von Steuerungs-, Regelungs- und Prozessleitsystemen

Betriebscontrolling:

  • Darstellen betriebswirtschaftlicher Abläufe anhand von Geschäftsprozessen und 60 Wertschöpfungsketten
  • Nutzen betriebswirtschaftlicher Kennzahlen als Informations- und Steuerungsinstrument
  • Ergreifen von Maßnahmen zur Kosten- und Leistungsbeeinflussung

Technologie:

  • Umsetzen vom Labor- in den Produktionsmaßstab (Scale up) und Entwickeln von 80 Lösungsvorschlägen bei Problemen
  • Bewerten der Substitution von Roh-, Hilfs-, Betriebs- und Werkstoffen
  • Auswählen von geeigneten Verfahrensvorschlägen zum Führen von technologischen Prozessen

Chemische Produktion:

  • Organisation, Führung und Kommunikation
  • Verfahrenstechnik und Anlagentechnik
  • Chemische Prozesse und Verfahren
  • Prozessleittechnik

Arbeitspädagogische Kompetenzen:

– Ausbildungsplanung: Vorbereitung, Durchführung und Abschluss (nach Aevo)
– Auszubildenen Auswahl und Einstellung in Kooperation mit der Geschäftsleitung
– Voraussetzung für den Fortbildungsstart und Prüfungszulassung

Voraussetzungen

Prüfungsteil Fachrichtungsübergreifende Basisqualifikation (laut Rechtsverordnung):

Die Zulassungsvoraussetzungen Geprüfter Industriemeister Chemie/Geprüfte Industriemeisterin Chemie gegeben, wenn einer der folgenden Punkte erfüllt ist:

  • Abschlussprüfung in einem anerkannten Ausbildungsberuf aus der Chemiebranche bestanden
  • Ein anderer erfolgreicher Abschluss aus einem sonstigen anerkannten Ausbildungsberuf mit zusätzlicher einjähriger Berufserfahrung
  • Eine mindestens vierjährige Berufserfahrung aus dem fachrichtungsspezifischen Teil

Prüfungsteil Fachrichtungsübergreifende Handlungsspezifische Qualifikation (laut Rechtsverordnung):

Die Zulassungsvoraussetzungen Geprüfter Industriemeister Chemie/Geprüfte Industriemeisterin Chemie gegeben, wenn alle der folgenden Punkte erfüllt sind:

  • Erfolgreiches Bestehen der Fachrichtungsübergreifende Basisqualifikation (in den letzten 5 Jahren)
  • Ein zusätzliches Jahr Berufspraxis
  • Der Nachweis der berufs- und arbeitspädagogischen Eignung durch eine erfolgreich abgelegte Prüfung nach §4 der AEVO (Ada Schein)

Wichtige Randinformationen:

  • Im Einzelfall dürfen auch Personen zur Prüfung zugelassen werden, die durch Nachweise versichern können, diese Fertigkeiten auf anderen Wegen bereits erlangt zu haben und eine Zulassung zur Prüfung gerechtfertigt ist.
  • Die Prüfung zum Industriemeister Chemie wird von der IHK abgenommen. Die Möglichkeit gibt es zweimal im Jahr jeweils im Frühjahr und im Herbst.
  • Sie Zulassungsvoraussetzungen können vorab von der IHK geprüft werden.
  • Es ist möglich während der Vorbereitungsphase auf den Lehrgang, weitere Berufspraxis zu sammeln.
  • Die Prüfungsverordnung wird vom Justizministerium zur Verfügung gestellt.
  • Weiterbildungsformen: Vollzeit, Teilzeit und Fernstudium.
  • Die Kosten sind abhängig von der Art des Lehrgangs.

Über den Autor

industriemeister

Hannes Wiegand besitzt einen Abschluss als Diplom-Ingenieur/in (BA) Elektrotechnik und hat darüber hinaus einen Meistertitel als Mechatroniker IHK. Auf industriemeister.net betreibt er ein kostenloses Infoportal für Berufseinsteiger und Interessierte Meisteranwärter.

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Hannes Wiegand besitzt einen Abschluss als Diplom-Ingenieur/in (BA) Elektrotechnik und hat darüber hinaus einen Meistertitel als Mechatroniker IHK. Auf industriemeister.net betreibt er ein kostenloses Infoportal für Berufseinsteiger und Interessierte Meisteranwärter.

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